Wir verstehen unter Philosophieren lustvolles Nachdenken. Und was ist mit der Kunst? Lesen Sie ganz unten weiter...


 

Programm

Sonntag, 11. Januar um 17 Uhr

Quartett Chrysaetos

 

Heidi-Maria MakkonenOriana Kriszten

Annette KappelerChristian Hieronymi

Marie Jaëll (1846-1925)

 

Streichquartett g-moll (1875)

Allegro - Andante - Scherzo - Finale

 

Antonín Dvořák (1841-1904)

Streichquartett op. 96, Nr. 12 F-Dur «Amerikanisches» (1893)

Allegro ma non troppo - Lento -

Molto vivace - Vivace ma non troppo

 

Habt ihr schon einmal von Marie Jaëll gehört? Die französische Komponistin ist vor ziemlich genau 100 Jahren gestorben und hat einen grossen Reichtum an Kompositionen hinterlassen, die heute zum Grossteil unbekannt sind. Jaëll tourte als Pianistin durch ganz Europa und entwickelte eine pädagogische Methode,

die bis heute als innovativ gilt. Ob sich Jaell und Dvorak je begegnet sind, wissen wir nicht — aber dass ihre Werke einander beeinflusst haben, scheint offensichtlich: Jaëll verarbeitet in ihrem Cellokonzert als eine der ersten europäischen Komponist:innen Eindrücke aus Nordamerika und scheint Dvořáks Sinfonie Aus der neuen Welt vorwegzunehmen.

 

Eintritt frei, Kollekte

www.quartett-chrysaetos.ch


Sonntag, 11. Januar um 11 Uhr

 

Gelockerte Gedichte

 

Marco Berg und Oliver Füglister im Gespräch mit Andreas Neeser

 

Andreas Neeser engagierte sich beim Aufbau und bei der Leitung des Literaturhauses in Lenzburg. Er gewann diverse Preise sowie Stipendien und verbrachte längere Zeit unter anderem in London, Paris und Berlin. Andreas Neeser lebt als Schriftsteller in Suhr.

 

Eintritt: Kollekte

 


Montag, 12. Januar um 19:30 Uhr

 

MAX FRISCH: STILLER (2.Diskussionsrunde)

 

Mögliche Themenfelder 

 

A

Einreise, Verhaftung, „Ich bin nicht Stiller“

                                                                                                                                                                                            

Erstes Heft. Beginn der Aufzeichnungen bis nach der Verhaftung und den ersten Vernehmungen. 

                                                                                                                                                                                            

Identitätsfeststellung durch Staat und Bekannte.

 

«Ich bin nicht ihr Stiller. Was wollen sie von mir! Ich bin ein unglücklicher, nichtiger, unwesentlicher Mensch, der kein Leben hinter sich hat, überhaupt keines. Wozu mein Geflunker? Nur damit sie mir meine Leere lassen, meine Nichtigkeit, meine Wirklichkeit, denn es gibt keine Flucht, und was sie mir anbieten, ist Flucht, nicht Freiheit, Flucht in eine Rolle. Warum lassen sie nicht ab?»

 

«Man kann alles erzählen, nur nicht sein wirkliches Leben.»

 

 

B

Ehe mit Julika (Rückblendenblock)

                                                                                                                                                                                            

vor allem im Zweiten Heft.

 

Projektionen, Rollenbilder, Schuldfrage und unterschiedliche Versionen gemeinsamer Vergangenheit.

 

«… dass die Frau in der Kunst mir meistens verdächtig ist.»

 

«Offenbar war Stiller nicht nur eine Mimose, ein Mann von krankhafter Ichbezogenheit und entsprechender Empfindlichkeit … er war obendrein auch noch ein Wiederkäuer …»

 

«Julika wusste also, trotz seines Schweigens, um Stillers sommerliches Verhältnis mit einer anderen.»

 

«Sie träumte ja auch gar nicht von Stiller, genau genommen, sondern von Oberärzten, Bäckerburschen und Männern, die Julika nie gesehen hatte.»

 

«Heute weiss ich es: im Grunde habe ich dich wahrscheinlich nie geliebt, ich war verliebt in deine Spröde, in deine Zerbrechlichkeit, in deine Stummheit, die es mir zur Aufgabe machte, dich zu deuten und auszusprechen.»

 

«So also siehst du mich!» sagte Julika. «Du hast dir nun einmal ein Bild von mir gemacht, das merke ich schon, ein fertiges und endgültiges Bild, und damit Schluss».

 

 

C

Sibylle und Wiederholung von Beziehungsmustern

                                                                                                                                                                                            

Heft 4: Rolf und Sibylle. Heft6: Beziehung Sibylle–Stiller. 

                                                                                                                                                                                            

Wiederholung der Muster aus der Ehe mit Julika, Varianten von Nähe/Flucht, Selbstinszenierung Stillers.

 

«Er hatte da, wie gesagt, offenbar eine sehr ernsthafte Theorie, wieviel Freiheit in die Ehe einzubauen wäre, eine Männer-Theorie, wie Sibylle es nannte.»

 

«…vor allem aber seine Unfähigkeit, eine Frau zu lieben, wenn er nicht ihr Götze war.»

 

«Was heisst Unabhängigkeit der Partner, Selbständigkeit, Freiheit in der Ehe; ganz praktisch, was heisst das?»

 

«Er verschanzte sich. Er wollte nicht geliebt werden.»

 

«Er gewährte ihr beine Freiheit, eine Unabhängigkeit, die nachgerade kränkend wurde.»

 

 

 

D

Selbstmordversuch und Urteil

                                                                                                                                                                                            

Heft7, daraus die Passagen um den Selbstmordversuch und das Identitätsurteil (Mitte bis Ende des Hefts). 

                                                                                                                                                                                            

„Neuanfang“ als Illusion, Vernichtung des alten Ich, Gericht als Instanz der Identitätsfestlegung.

 

«Es braucht die höchste Lebenskraft, um sich selbst anzunehmen.»

 

«In den Stunden meiner Unfähigkeit, allein zu sein, war es stets nur ein Weib, Erinnerung oder Hoffnung um ein Weib, womit ich meinem Alleinsein entschlüpfte.»

 

Nach dem Selbstmordversuch: «Vor mir selbst habe ich mich jener Handlung nie geschämt. Ich hatte ein Leben, das nie eines gewesen war, von mir geworfen. Mag die Art, wie ich’s gemacht habe, lächerlich sein! Es blieb mir die Erinnerung an eine ungeheure Freiheit: Alles hing von mir ab. … Ich hatte die bestimmte Empfindung, jetzt erst geboren worden zu sein, und fühlte mich mit einer Unbedingtheit, die auch das Lächerliche nicht zu fürchten hat, bereit, niemand anders zu sein als der Mensch, als der ich eben geboren worden bin, und kein anderes Leben zu suchen als dieses, das ich nicht von mir werfen kann.»

 

 

 

E

Nachwort des Staatsanwalts

                                                                                                                                                                                                   

Perspektivwechsel, Korrektur/Relativierung des Tagebuch-Ich, Verhältnis von Selbst- und Fremdbild.

 

«Es war etwas mit Stiller geschehen, schien mir. Verstummt war in ihm die leidige Frage, wofür wir ihn halten, verstummt seine Angst vor Verwechslung.»

 

«Die Selbsterkenntnis, die einen Menschen langsam oder jählings seinem bisherigen Leben entfremdet, ist ja bloss der erste, unerlässliche, doch keineswegs genügende Schritt. … Er war im Begriff, den zweiten und noch viel schwereren Schritt zu tun, herauszutreten aus der Resignation darüber, dass man nicht ist, was man so gerne gewesen wäre, , und zu werden, was man ist. Nichts ist schwerer als sich selbst anzunehmen.»


Sonntag 18. Januar 2026 um 17 Uhr


Sonntag, 25. Januar 2026 um 17 Uhr

Tamangur - von Katzen und Sternen


30. Januar 2026 um 19:30 Uhr

Zur Tradition des Geschichtenerzählens

 

Geschichtenerzählen ist eine Tradition, die mit dem immer stärkeren Aufkommen breitgefächerter Medien allmählich in den Hintergrund gerutscht ist, heute aber wieder an Beliebtheit gewinnt.

 

Das lebendige Erzählen im Kontakt mit dem Publikum spielt in der Erzähltradition eine bedeutende Rolle. Beatrix Pfenninger und Brigitta Troller erzählen frei aus ihrer inneren Bilderwelt heraus und ermöglichen dadurch den Zuhörenden eigene Bilder zu kreieren.

 

Die Erzählerinnen erwecken Märchen, Mythen, Sagen zu neuem Leben und verbinden sie mit dem modernen Menschen. Denn so alt die Geschichten sein mögen, so aktuell und tiefmenschlich sind ihre Botschaften. Sind sie doch Spiegelungen archaischer Vorgänge der Seele und übermitteln Wahrheiten der menschlichen Entwicklung und des Zusammenlebens. Da die noch so abenteuerlichsten Geschichten meistens gut enden, erwecken sie in den Zuhörenden ein Gefühl von Zuversicht, Mut und Vertrauen. So gesehen sind Geschichten Seelennahrung pur und berichten vom gelingenden Leben.

Märchen werden oft den Kindern zugeordnet. Damit wird man ihnen aber nicht gerecht. Märchen sind entstanden durch das Weitererzählen in einer Zeit, wo noch nicht zwischen Kinder- und Erwachsenengeschichten unterschieden wurde und es keine andere Unterhaltung gab. Sie wurden in allen Kulturen in den Zelten, Hütten, Webstuben oder am Feuer erzählt. Auf diese Weise entstand das Gefühl von Zusammengehörigkeit und Geborgenheit. Traditionen, Weisheiten und Werte wurden weitergegeben und aktuelle Ereignisse verarbeitet. Durch humorvolle Geschichten lernten die Zuhörenden Geschehnisse zu relativieren und gemeinsam darüber zu lachen!

 

Und so ist es bis heute geblieben! Die Erzählerinnen freuen sich in der speziellen Atmosphäre des Ateliers für Kunst und Philosophie das Publikum in eine Welt der Geschichten zu entführen. Musikalisch begleitet werden sie von Martin Kunz am Piano.

 

Mit anschliessendem Apéro. Kollekte.


Sonntag, 31. Januar 2026 um 20 Uhr

 

Szenisches Konzert mit Musik von Fanny Hensel, Robert Schumann, Alban Berg, Benjamin Britten, John Cage, Aribert Reimann ua. mit Texten von Simona Ryser

 

 

 

Simona Ryser (Sopran); Stefan Wirth (Klavier)

 

 

 

Stille kann zuweilen erschreckend sein. Ein Schweigen, das einbricht, die Abwesenheit von Stimmen, Geräuschen, Leben, ein im Eis erstarrter Baum, die Ruhe nach dem Sturm. «Alles still, als wäre die Welt tot», sagt Woyzeck in Georg Büchners Stück. Dann wieder kann Stille Einkehr und Trost bedeuten. Wenn alles zur Ruhe kommt. Ein Summen wiegt einen in Schlaf. In der Stille entstehen im Kopf die Lieder. In diesem Programm wird die Stille erkundet, im Dunkeln getappt, nach Tönen gesucht, bis die Kompositionen klingen, die das Phänomen der Stille auf unterschiedliche Art zeigen und erzählen. Dazwischen werden Texte zur Eigenart der Stille gelesen.

 

Kollekte.

 


Wir verstehen unter Philosophieren lustvolles Nachdenken.

Und unter Kunst - im weitesten Sinne? Ich fand keine andere Alternative als das „Künstlerleben“, wenn man darunter so etwas wie unumschränkte Individuation verstehen will, das selbstverantwortete exploratorische Lebensunternehmen….Es geht immer um die Herbeiführung eines Entbrennens, um Momente des vollen Inneseins. (Paul Nizon.)

 

Was Kunst im engeren Sinne ist, versuchen wir immer wieder zu ergründen, indem wir künstlerisch tätig sind.


Wir knüpfen bei unseren Sehnsüchten an und verwandeln Scheinantworten in echte Fragen.


Wir denken nach über das, was uns angeht. Was andere Denker und Denkerinnen dazu gedacht haben. Und wir denken weiter. Und trinken dazu.

Wir sind weder Erbsenzähler noch Schamanen. Wir genießen es, uns mit den Gästen in Denkschlaufen zu verhaspeln und uns wieder daraus herauszuspinnen.

Wir sind keiner Schulmeinung verpflichtet, wir wissen nicht so genau, wie viele Götter es gibt, aber wir laden sie ein, uns zu inspirieren, falls sie nicht gerade verreist sind.

Wir lachen gerne. Aber wir meinen es ernst.

Martin Kunz und Markus Huber

 

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Atelier für Kunst und Philosophie / Albisriederstraße 162 / 8003 Zürich / 079 430 97 14 / Email

Website über den Künstler und Philosophen Martin Kunz